Die österreichische Krankenhauspharmazie
in Zahlen und Fakten
In Österreich gibt es 264 Krankenanstalten (Stand 2018), von denen 38 über eine eigene Krankenhausapotheke verfügen. Fünf Krankenhausapotheken sind aufgrund alter Rechte zugleich öffentliche Apotheken.
Nur etwa 14% aller Krankenanstalten werden direkt durch eine eigene Apotheke versorgt.
Etwa 180 Krankenanstalten, Pflegeheime, Reha-Zentren, Rettung, etc. werden zusätzlich von unseren KH-Apotheken versorgt (Medikamentendepots, direkte Stations-oder Patienten bezogene Belieferung )
Im Juni 2019 waren in den österreichischen Krankenhausapotheken 453 Apothekerinnen und Apotheker (entspr. 376 VZE), sowie 10 Aspiranten und zahlreiche Hilfskräfte (Pharmazeutisch-kaufmännische Assistenten, Drogisten, Laboranten, Produktionshilfskräfte, ...) beschäftigt.
Studium und Berufsausbildung
Pharmazie kann an den öffentlichen Universitäten Wien, Graz und Innsbruck studiert werden. Das Studium ist nach der Bologna-Struktur in ein Bachelor- und Masterstudium gegliedert und wird mit der Sponsion zum Magister der Pharmazie (Mag. pharm.) abgeschlossen (Mindestdauer: 6 Semester Bachelor und 4 Semester Master). Mittlerweile bieten auch Privat-Universitäten ensprechende Ausbildungen an.
Das darauf folgende Aspirantenjahr ist ein Berufspraktikum unter fachlicher Aufsicht mit einem begleitenden Ausbildungskurs. Das Aspirantenjahr schließt mit der Berufsberechtigungsprüfung ab.
Die postgraduelle Weiterbildung zur Fachapothekerin für Krankenhauspharmazie ist seit 2004 möglich. Im Rahmen einer dreijährigen Tätigkeit in einer Krankenhausapotheke sind Weiterbildungsveranstaltungen im Gesamtausmaß von 240 Unterrichtseinheiten zu besuchen. Die Spezialisierung zur "Fachapothekerin für Krankenhauspharmazie (aHPh)" wird mit einer Fachbereichsarbeit und einer Prüfung abgeschlossen.
Vertretung in der Apothekerkammer
KrankenhausapothekerInnen und Rechtsträger der Krankenhausapotheken sind Pflichtmitglieder der Österreichischen Apthekerkammer.
Für die speziellen Anliegen und Aufgabenstellungen der Krankenhausapotheker und Konsiliarapotheker ist ein Fachausschuss eingerichtet.
Aufgaben der Apotheker im Krankenhaus
Versorgungssicherheit.
Die Krankenhausapotheke ist im Krankenhaus die zentrale Stelle für alle Aspekte der Arzneimittelgebarung
Aufgabe einer Krankenhausapotheke ist die qualitätsgesicherte und wirtschaftliche Versorgung der Patienten eines Krankenhauses mit Arzneimitteln und anderen Produkten des medizinischen Sachbedarfs bei optimaler Patientensicherheit.
Die Krankenhausapotheker leisten einen wesentlichen Beitrag zur Qualitat und Sicherheit der Behandlung, sie stellen sicher, dass alle Patienten optimal mit Medikamenten, Diagnostika und Medizinprodukten versorgt werden, fertigen individuelle Arzneimittel selbst an und sind die zentralen Ansprechpartner fur alle Arzneimittelfragen.
Ökonomie – Controlling – Arzneimittelkommission.
Arzneimittel sind ein relevanter Kostenfaktor und KrankenhausapothekerInnen somit wichtige AnsprechpartnerInnen für Controlling, Krankenhausmanagement und budgetverantwortliche Abteilungsvorstände.
Selbst der Einkauf von Arzneimitteln erfordert in der heutigen Zeit der laufenden Lieferengpässe und Marktvolatilitäten großes pharmazeutisches Wissen und kann nicht mit einem Einkauf von z.B. Autozubehör verglichen werden.
In das Sortiment der Krankenhausapotheken gehören aber auch noch viele andere Produkte, wie Blut und Blutprodukte, Desinfektionsmittel, Verbandstoffe, enterale und parenterale Ernährung, Infusionen, Dialyselösungen, Reagenzien und Diagnostika sowie Medizinprodukte bis hin zu medizinischen Gasen.
Im Rahmen der Arzneimittelkommission wird die pharmazeutische Expertise in der Auswahl von Arzneimitteln nach medizinischen, pharmazeutischen und ökonomischen Gesichtspunkten gefordert
In interdisziplinären Arbeitsgruppen, wie Arzneimittelkommission, Ernährungsteam und Hygieneteam, wird eine bedarfsgerechte Produktauswahl vorgenommen (z.B.: Arzneimittelliste).
Weiters werden Leitlinien und Empfehlungen, z.B.: für die richtige Anwendung von Arzneimitteln und Medizinprodukten, erarbeitet.
Beratungsleistung
Einen großen Stellenwert hat die Arzneimittelinformation.
Anfragen an die KrankenhausapothekerInnen zu Pharmakologie und Pharmakokinetik, unerwünschten Wirkungen und Wechselwirkungen, zu Dosierungen, galenischen Besonderheiten und Applikationsmöglichkeiten werden immer häufiger.
Aber auch Literaturrecherchen und die Beschaffung von Originalliteratur werden durch die Krankenhausapotheke durchgeführt. Als Quellen dienen Fachliteratur, spezielle Datenbanken und Guidelines
Klinische Pharmazie.
Der sichere Umgang mit Polymedikation und die Vermeidung unerwunschter Arzneimittelereignisse tragen wesentlich zur Therapiesicherheit und letztlich auch zur Vermeidung unnotiger Kosten bei.
Daher entscheiden sich immer mehr Krankenhäuser fur die Etablierung einer klinischpharmazeutischen Beratung auf der Station, im Rahmen von Aufnahme- oder Entlassungsprozessen sowie in Form von interdisziplinären klinisch-pharmazeutischen Boards oder Medcheck-Ambulanzen.
Die ApothekerInnen beantworten Fragen zu Dosierungen, Wirkungen, Neben- und Wechselwirkungen und geben individuelle Empfehlungen zur Therapieoptimierung ab. Das erleichtert die Versorgung, verbessert die Therapie, fordert das Verstandnis der Patienten fur ihre Medikation und tragt dazu bei, dass Arzneimittel letztlich auch eingenommen werden.
Obwohl der Nutzen klar belegt ist, hat die Klinische Pharmazie in Österreich noch große Entwicklungsmöglichkeiten.
Derzeit werden in einer Vielzahl von Krankenhäusern die unterschiedlichsten Formen von Klinisch-Pharmazeutischen Services angeboten, sei es im Rahmen der OP-Freigaben, wo standardisiert Medicines Reconciliation durchgeführt wird, sei es direkt auf Stationen oder im Rahmen von Entlassungen.
Zusammenarbeit Arzt, Apotheker,Pflege.
Bei der Verordnung und Anwendung von Arzneimitteln tauchen oft Fragen auf, die von Fachleuten mit dem entsprechenden Hintergrundwissen beantwortet werden müssen:
Von Anfragen uber die Haltbarkeit von Wirkstofflösungen bis hin zur raschen Bereitstellung von Informationen zum richtigen Vorgehen bei unerwarteten Arzneimittelzwischenfallen, in der Krankenhausapotheke findet man schnellen, zuverlassigen und verantwortungsbewussten Rat.
Herstellung
In der Krankenhausapotheke werden unter hohen Qualitätsauflagen Arzneimittel sowohl für den individuellen Bedarf bestimmter PatientInnen als auch für den wiederkehrenden Bedarf standardisierter Zubereitungen hergestellt.
Üblicherweise handelt es sich um Produkte, die in dieser Form nicht im Handel erhältlich sind.
Zytostatikazubereitung
Die Patienten individuelle Rekonstitution von Krebsmedikamenten in der zentralen Zytostatikazubereitung der Apotheke dient sowohl der Therapiesicherheit als auch der Sicherheit der Anwender.
Die Krankenhausapotheke stellt die fachgerechte aseptische Zubereitung dieser innovativen Arzneimittel sicher und sorgt fur einen effektiven und kostenoptimierten Einsatz der zum Teil hochpreisigen Präparate.
Herstellung Kinderheilkunde.
Fur Kinder sind nur in seltenen Fallen entsprechende Arzneimittel am Markt erfügbar. KrankenhausapothekerInnen wissen, wie Arzneimittel mit individuellen Dosierungen, Hilfsstoffen und Arzneiformen auch fur unsere Kleinsten angefertigt werden.
Herstellung Augenheilkunde und andere Spezialbereiche.
Auch andere Disziplinen entdecken die Krankenhausapotheke fur sich. Von der intravitrealen Injektion im Augen-OP bis zur Harnsteinanalyse, von der Dialyselosung bis zu den Knochenimplantaten liefert die Apotheke die maßgeschneiderten Praparate.
Ausbildung, Fortbildung, Weiterbildung.
Der Bedarf an Informationen uber Arzneimittel nimmt laufend zu. Krankenhausapotheker werden deshalb auch als Vortragende und Lehrer von vielen Einrichtungen im und um das Krankenhaus nachgefragt (Gesundheits- und
Krankenpflegeschule, Berufsschule, Fachhochschule, Universität, Turnusarzteausbildung oder Workshops, Seminare und Vorträge für die Mitarbeiter im Krankenhaus).
Krankenhausapotheker sind auch als Lehrer tätig. Beispielsweise unterrichten sie angehendes Diplompflegepersonal, PflegehelferInnen, DiätassistentInnen, Radiologisch-technische AssistentInnen und Hebammen in Pharmakologie bzw. Medikamentenlehre. Auch in der Berufsausbildung von Apothekern und an den Berufsschulen für Pharmazeutisch-kaufmännische AssistentInnen nehmen Krankenhausapotheker Lehraufträge wahr.
Die Krankenhausapotheke versorgt die Abteilungen und Institute des Krankenhauses mit Arzneimitteln, Chemikalien und Reagentien, Verbandsstoffen und Diagnostika, sowie anderen Medizinprodukten.
Arzneimittelherstellung
In der Krankenhausapotheke werden Arzneimittel sowohl individuell als auch für den wiederkehrenden Bedarf hergestellt.
Auch Reagentien, Diagnostika und andere Medizinprodukte können angefertigt werden.
Pharmazeutische Dienstleistungen
Zusammenfassung
Die Krankenhausapotheker sind innerhalb der Krankenhauslandschaft eine kleine Berufsgruppe, die sich in all ihren Tätigkeitsbereichen um die Patientensicherheit bemüht
Aufgabe der Krankenhausapotheke ist es, durch Wahrnehmung von Versorgungsaufgaben, Arzneimittelherstellung und pharmazeutische Dienstleistungen dafür zu sorgen, dass optimale Diagnostik, Therapie und Pflege möglich sind.
Krankenhausapotheker leisten in interdisziplinärer Zusammenarbeit einen wichtigen Beitrag für den sicheren und kosteneffizienten Einsatz von Arzneimitteln im Krankenhaus.
Im Zuge der Erstellung von neuen Konzepten für Krankenhäuser muss die Expertise von KrankenhausapothekerInnen mit eingeplant werden
Beispiele:
Prozessorientiertes Krankenhaus
Individualisierte Therapien - Pharmakogenetik
Neue digitale Harausforderungen